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Künstler: Battle of mice

Album: A day of nights

Erscheinungsjahr: 2006

Anspieltipp: Gesamtkunstwerk

Autor: Markus

Julie Christmas, Sangesakrobatin und Frontfrau der amerikanischen Noise Rock Kapelle Made out of babies, scheint in den letzten Monaten eine viel beschäftigte Person gewesen zu sein. Stand selbige erst neulich mit einem superben Album ihrer Stammformation auf der Matte, so gibt es jetzt binnen kürzester Zeit bereits das zweite Tondokument zu bestaunen, auf welchem der geneigte Zuhörer die begnadete Stimme der extraordinären Vokalistin vernehmen kann. Tatsächlich hat die Musik von Battle of mice allerdings wenig bis gar nichts mit derselben von Made out of babies gemeinsam. Statt dem Konsumenten mit wütenden Arrangements und eher stringent angelegten Songs ins Gesicht zu springen, zeichnet das amerikanische Quartett ein spannungsgeladenes und hochatmosphärisches Klangbild fernab aller bestehenden Musikkategorien und liefert ganz nebenbei einen dreiviertelstündigen Longplayer ab, der zu mutigsten und innovativsten Veröffentlichungen des gesamten Jahres 2006 gezählt werden darf.

Passend zu der enormen Qualität von „A day of nights“ gibt es eine hochinteressante Anekdote zur Entstehungsgeschichte des Battle of mice Erstlings zu berichten: Die bereits eingangs erwähnte Julie Christmas und Josh Graham (Red Sparowes, Neurosis) lernten sich anno 2005 beim South by Southwest Festival in Austin kennen. Es ist wohl kein Geheimnis, dass beide sofort anfingen, sich zu hassen. Trotz diesen anfänglichen Animositäten zwischen den beiden Protagonisten entwickelte sich zwischen selbigen eine kurzlebige Fernbeziehung, die in den Aufnahmen zu „A day of nights“ gipfelte. Allerdings eskalierte die Situation bereits während der gemeinsam verbrachten Zeit im Studio, sodass beide Musiker später nicht mehr in der Lage waren, die Gegenwart des anderen zu ertragen und fortan getrennt voneinander an der Entstehung des Albums werkelten. Aus diesem Grund thematisiert die hier zur Rezension stehende Langrille im Wesentlichen seelische Abgründe und die Schattenseiten zwischenmenschlicher Beziehungen.

Man mag ja über die soeben angeführte Geschichte denken, wie man will. Fakt ist jedoch, dass sie Musik auf „A day of nights“ von der ersten bis zur letzten Sekunde mitreißend, authentisch und hochemotional aus den Boxen tönt. Sicherlich ist die hier offerierte Tonkunst bei oberflächlicher Betrachtung am einfachsten mit den Attributen „düster, melancholisch, verzweifelt oder gar paranoid“ zu umschreiben, im Grunde genommen ist das Debutalbum von Battle of mice jedoch eine Platte, welche dem Zuhörer über weite Strecken positive Emotionen entlocken kann. Bereits der wunderschöne, mit hinreißenden Gesängen sowie äußerst atmosphärischem Gitarrenspiel garnierte Opener „The lamb and the labrador“ stellt diese These eindrucksvoll unter Beweis. Noch intensiver kommt das nun folgende „Bones in the water“ daher, welches zwischenzeitlich zur imposanten Krachkollage mutiert und Sängerin Julie Christmas stimmlich alles abverlangt. Neben hinreißend intonierten Gesangspassagen gibt die Vokalistin hier auch infernalische Schreie zum Besten, die problemlos in der Lage sein dürften, den hauseigenen Glasbestand in einen Scherbenhaufen zu verwandeln. Geradezu gespenstisch geht es in „Sleep and dream“ zu. Die weitgehend ruhige und mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitete Komposition glänzt durch hexenartig geflüsterte Vocals und ein eindrucksvolles, sich stetig steigerndes Finale. „Wrapped in plain“ heißt die vielleicht schönste und am leichtesten zugängliche Komposition auf „A day of nights“, ehe es mit „At the base of the giant’s throat“ einen zunächst schwer ergründbaren und über neun Minuten andauernden Songbrocken zu hören gibt. Battle of mice schaffen es in diesem Stück spielend, die innere Zerrissenheit der beiden Hauptprotagonisten ansprechend musikalisch umzusetzen. Sehr gelungen sind auch die am Ende des Mammuttracks ertönenden Soundscapes, welche Vergleiche zu den großartigen Pink Floyd nicht unangemessen erscheinen lassen. Äußerst experimentell kommt auch das abschließende „Cave of spleen“ daher, welches insbesondere durch ausgezeichnete Keyboarduntermalung auf sich aufmerksam machen kann und das insgesamt durchweg hochklassige Album perfekt beschließt.

Battle of mice haben mit ihrem Debutalbum ein fantastisches musikalisches Statement entworfen, welches den geneigten Konsumenten ob der dargebotenen musikalischen Vielfalt zunächst einmal vor eine schwierige Aufgabe stellen kann. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit sollten jedoch  jedwede Bedenken über die Qualität des hier thematisierten Longplayers verschwunden sein. Meinetwegen ist diese Platte hochgradig unkonventionell, schwer nachvollziehbar und von mir aus auch verrückt, vor allem aber ist „A day of nights“ tiefgründig, innovativ und unfassbar emotional.

 

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