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Künstler: Michael Kiske

Album: Kiske

Erscheinungsjahr: 2006

Anspieltipp: Kings-Fall

Autor: Tobias

„Ich bin für manche Leute ungemütlich, weil ich nicht berechenbar bin, weil ich mir erlaube, kreativ zu sein und weil ich es mir erlaube, nicht für den Rest meines Lebens irgendwelche „Keeper of the seven keys“ nachzukupfern, nur weil manche Leute meinen, damit sehr viel Geld verdienen zu können. Die täuschen sich ganz gewaltig!“ (Michael Kiske, Ex-Helloween Frontmann anno 2005)

Ungemütlich also, schlichtweg ungemütlich. Wirklich fraglich, ob sich sämtliche Hasstiraden und Kontroversen, die Michael Kiske mit seiner, zugegebenermaßen höchst befremdlichen, Einstellung gegenüber der gesamten Metal-Szene ebendieser entlockt hat, sich schlichtweg mit dem Attribut „ungemütlich“ beschreiben lassen!? Doch lassen wir diesen Gedanken einfach einmal mit dem einfachen Zusatz unkommentiert dahingestellt, dass Herr Kiske auch anno 2006 auf seinem neuestem Solo-Album, schlichtweg „Kiske“ betitelt, wieder einmal ausgesprochen ungemütlich geworden ist. An dieser Stelle nun also folgerichtig die dringende Empfehlung des Rezensenten an alle Erzkonservativen-Metalheads das Studium dieser Plattenkritik unverzüglich einzustellen, um sich in sämtlichen Kiske-Vorurteilen uneingeschränkt bestätigt zu fühlen. Toleranz und Aufgeschlossenheit heißen nämlich die beiden Zauberwörter und unbedingten Voraussetzungen, die „Kiske“ zu einem wirklich guten Album reifen lassen.

Welche Marschrichtung schlägt der Hamburger Jung nun also auf „Kiske“ ein? Dass das Werk nicht nach Helloween klingen würde, sollte für Niemanden eine wirkliche Überraschung darstellen, dass es aber auf dem betrachtetem Silberling auch keinerlei Parallelen zu Kiskes letztem AOR-Projekt Place Vendôme zu hören gibt, überrascht dann doch schon ein wenig. Sicherlich, Place Vendôme definierte laut eigener Aussage ziemlich genau die Schmerzgrenze des eigenwilligen Künstlers, dennoch glaubte der geneigte Hörer doch irgendwie festgestellt zu haben, Monsieur Kiske habe durch eine solche Hard-Rock Konzeption für sich und seine Anhängerschaft einen fairen Kompromiss gefunden, der auch künftige Solo-Scheiben hätte prägen können. Was es auf „Kiske“ allerdings zu hören gibt, hat mit Hard Rock oder gar Metal absolut nichts mehr zu tun: Der Konsument vernimmt vielmehr elf absolut puristische Pop-Songs mit balladeskem Touch, die ihn mit Kiskes zweifelsfrei grandioser Gesangsstimme und einer spärlichen Instrumentierung (meist nur durch Akustikgitarre) alleine lassen und am ehesten noch an die beiden wunderschönen Songs „Windmill“ und „Longing“ von Helloweens 1993er-Exoten „Chameleon“ erinnern.

Kiske und Popmusik. Diese vielleicht gar nicht so abnorme Symbiose funktioniert auf der Scheibe mit dem eleganten Cover-Artwork jedenfalls hervorragend: Die Simplizität, die den Songs (im Übrigen vollkommen beabsichtigt) innewohnt vermittelt dem Hörer den zauberhaften Eindruck, als gäbe es die Melodien der Stücke schon eine halbe Ewigkeit, nur hat es unerklärlicherweise bis ins Jahr 2006 gedauert, ehe sie jemand aufgelesen und auf Konserve gepresst hat. Nachzuhören gibt es dieses kuriose und schwer zu beschreibende Phänomen beispielsweise auf den Stücken „Kings-fall“, „Silenty craving“ und „Painted“, die sich unheimlich schnell als Ohrwürmer entpuppen und dennoch eine nahezu unerklärliche Langzeitwirkung offenbaren. Hut ab also, vor einem solch gelungenen Songwriting!

Festzustellen bleibt bei all der beschriebenen Klasse des angebotenen Materials aber letztlich leider auch, dass die außerirdische Qualität der beiden vorgenannten Referenz-Stücke „Windmill“ und „Longing“ nicht erreicht wird, selbst wenn Songs wie „All-Solutions“ und „Knew I would“ dieser schon unverschämt nahe kommt. Darüber hinaus fällt „Kiske“ über die gesamte Spielzeit etwas zu monoton aus, was schlussendlich den überaus positiven Gesamteindruck ein wenig schmälert. Verdammt ungemütlich gestaltet sich daher meines Erachtens abschließend auch die Punktevergabe. Lassen wir es mal derer fünf sein, ganz einfach, weil mich Place Vendôme im letzten Jahr noch mehr begeistern konnten. Sympathisanten der Hamburger Diva dürfen aber gerne eine Eule Kiske-Bonus dazuzählen.

 

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